Die Erwähnung des Begriffs Fastnacht findet man in alten Wehinger Urkunden bereits im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Ablieferung von Abgaben an die jeweilige Herrschaft der Burg Wehingen. So mußten im Jahre 1299 an die Herrschaft "20 Herbst- und Fastnachtshühner" abgegeben werden. Über die Gestaltung des Abgabetermins oder über bestimmte ausgeübte Brauchformen kann jedoch nichts gesagt werden.
Aus dem 19. Jahrhundert belegen Eintragungen in den Kirchenbüchern, daß in Wehingen Fasnet gefeiert wurde. So beklagt der Kirchenkonvent laut Protokoll im Jahre 1843, daß die ledigen Leute am Aschermittwoch für diesen Tag nicht still genug gewesen seien. Sowohl 1852 wie auch 1853 erhob sich in den Protokollen wiederum die Forderung, "daß das Schultheißenamt mit aller ihm zustehenden Kraft gegen den Unfug einschreiten soll, daß am Aschermittwoch hier noch Fasnetsumzüge gehalten und damit die Ruhe des ersten Fastentages gestört würde". Im Jahre 1857 wurde dieses Verbot noch eindringlicher wiederholt, da vor allem die jungen Leute vom Narrentreiben nicht mehr ablassen wollten. Frühere Hinweise auf Fasnetsbrauchtum in Wehingen wurden wohl durch den großen Brand im Jahre 1828 vernichtet.
Ein Blick in die Dorfgeschichte zeigt, daß im 19. Jahrhundert die meisten Männer den Maurerberuf ausübten. So kamen sie weit herum und lernten auf ihren Wanderungen auch die vielfältigen Fasnetsbräuche in den Städten der näheren und weiteren Umgebung kennen. Somit ist es nicht verwunderlich, daß es bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wehingen Glattlarven und Weißnarrenhäser gab. Die Witwe Magdalena Walz verlieh zur Aufbesserung ihrer Existenz Narrenkleider stundenweise. Aus ihrem Narrenkleidfundus ist ein Kleid erhalten geblieben, das an der linken Hosennaht die Jahreszahl 1863 trägt. Diesem Kleid, das übrigens mit Flicken aus dem Stoff von wohl noch älteren Narrenkleidern ausgebessert wurde, sind die heutigen Narrenkleider nachempfunden. Das alte Original-Narrenkleid ist im Narrenschopf der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte in Bad-Dürrheim zu besichtigen.
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